Montagsimpuls

14.10.2024

Der Sinn des Leidens




„Leiden und Schmerz
sind immer die Voraussetzung
umfassender Erkenntnis
und eines tiefen Herzens.“
(Dostojewski)





Gefühle als wesentlicher Teil des Lebens



Gefühle sind ein wesentlicher Bestandteil des Lebens und verleihen ihm Tiefe und Lebendigkeit. Häufig streben wir nach positiven Emotionen wie Freude, Leichtigkeit und Spaß – Zustände, die wir bewusst fördern und vertiefen wollen. Doch es gibt auch eine andere Seite, die wir lieber vermeiden: unangenehme Gefühle wie Schmerz und Leid. Auf Dauer können wir diesen Emotionen jedoch nicht entkommen. Die entscheidende Frage ist, wie wir ihnen begegnen und welche innere Haltung wir gegenüber diesen Erfahrungen einnehmen.



Dazu eine Geschichte



Einst beklagte sich ein Mann beim Meister über den Schmerz und das Leid in seinem Leben. „Warum muss ich das alles durchmachen? Wofür ist das gut?“, fragte er ihn voller Frustration. Der Meister hörte ihm aufmerksam zu. Ohne ein Wort zu verlieren, füllte er zwei Töpfe mit Wasser und stellte sie auf das Feuer. Als das Wasser in beiden Töpfen zu kochen begann, legte er in einen Topf einige Kartoffeln und in den anderen Eier. Er setzte sich still dazu und ließ die Dinge ihren Lauf nehmen.
Der Mann wartete ungeduldig und beobachtete verwundert das Schweigen des Meisters. Nach etwa zwanzig Minuten schaltete dieser die Herdplatten aus. Er fischte die Kartoffeln und Eier aus den Töpfen und legte sie in zwei Schüsseln.
Dann wandte er sich an den Mann und fragte: „Was siehst du hier?“
„Kartoffeln und Eier“, antwortete dieser etwas genervt und ratlos.
„Fass die Kartoffeln an“, bat der Meister den Mann. Als er dies tat, stellte er fest, dass sie ganz weich waren. „Jetzt nimm ein Ei und schlag es auf“, forderte er ihn weiter auf. Nachdem er die Schale entfernt hatte, entdeckte er ein hartgekochtes Ei. Noch immer verwirrt fragte der Mann: „Meister, was willst du mir damit zeigen?“
Der Meister lächelte sanft. „Die Kartoffeln und die Eier sind beide demselben kochenden Wasser ausgesetzt gewesen. Doch während die harte Kartoffel durch das Wasser weich geworden ist, wurde das fragile Ei durch die Hitze innerlich fest. Sie haben beide dasselbe erlebt, aber auf ganz unterschiedliche Weise reagiert.“
Nach einer kurzen Pause fragte er: „Wie ist es bei dir? Wenn das Leben dich auf die Probe stellt – bist du dann wie die Kartoffel, die nachgibt, oder wie das Ei, das sich verhärtet?
Wenn du also das nächste Mal vor einer Herausforderung stehst, frage dich, wie du reagieren möchtest“, sagt der Meister abschließend.



Die Macht unserer Einstellung



Die Geschichte verdeutlicht, dass es nicht die äußeren Umstände allein sind, die unser Leben bestimmen, sondern auch, wie wir auf sie reagieren. Es gibt viele Dinge, die wir nicht kontrollieren können. Doch was wir langfristig beeinflussen können, ist unsere innere Haltung gegenüber dem Unvermeidlichen Schmerz und Leid. Dieser Weg ist nicht gerade und selten einfach – vielmehr ist es ein inneres Ringen um die richtige Einstellung:



  • Wenn wir im Widerstand verharren und denken: „Es darf nicht sein!“, laufen wir Gefahr, uns dem Leben gegenüber zu verschließen und innerlich zu verhärten.
  • Gelingt es uns jedoch im Laufe der Zeit, den Schmerz zu akzeptieren und zu sagen: „Es ist, wie es ist, und ich lasse mich davon berühren“, werden wir mit der Zeit weicher. Dann kann unser Leiden zum Wegweiser für tiefere Einsicht und ein offenes, mitfühlendes Herz werden.




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