Montagsimpuls

20.02.2022

Die Kunst, Kritik richtig anzunehmen




Sei stark, um unabhängig zu bleiben.
Sei offen, um dich korrigieren zu lassen.
Sei weise, um zu erkennen, was dich weiterbringt.





Zur Situation



„Mein Problem ist, dass ich mit Kritik nicht gut umgehen kann. Wenn mich jemand kritisiert, fühle ich mich richtig elend und suche den Fehler bei mir“, erzählt mir mein Gegenüber im Gespräch.




Dazu eine Geschichte: Vater, Sohn und Esel



Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel durch die staubigen Gassen. Der Sohn führte und der Vater saß auf dem Esel: „Der arme kleine Junge“, sagte ein vorbeigehender Mann. „Wie kann der Vater nur so faul auf dem Esel sitzen, wenn man sieht, dass das Kind sich müde läuft?” Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg ab und ließ den Jungen aufsitzen. Es dauerte nicht lange, da erhob ein anderer Vorübergehender seine Stimme: „So eine Unverschämtheit! Sitzt doch der kleine Bengel wie ein König auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenherläuft.“ Dies tat nun dem Jungen leid und er bat seinen Vater, sich mit ihm auf den Esel zu setzen. „Ja, gibt es sowas?“, sagte eine alte Frau. „So eine Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch und der junge und der alte Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus.“ Vater und Sohn sahen sich an, stiegen beide vom Esel herunter und gingen neben dem Esel her. Dann begegnete ihnen ein Mann, der sich über sie lustig machte: „Wie kann man bloß so dumm sein? Wofür hat man einen Esel, wenn er einen nicht tragen kann?“ (Frei nach Nasreddin Hodscha)



Von der Kunst, Kritik anzunehmen, ohne sich selbst zu verlieren




Im Kontakt mit anderen kommt es vor, dass einen etwas stört. Entweder kritisiert man den anderen oder wird selbst kritisiert. Kritik anzunehmen fällt vielen schwer. Die einen blocken Kritik eher ab – andere nehmen sich diese zu sehr zu Herzen. So wie in der oben stehenden Geschichte. Nehmen wir an, jemand kritisiert Sie. Wie können Sie am besten darauf reagieren?



Dazu einige Hilfestellungen und Tipps:



  • Im Vorfeld: Wenn Sie wissen, dass Kritik auf Sie zukommt.
    Wenn Sie wissen, dass Kritik auf Sie zukommt, können Sie sich vorstellen, dass Sie eine unsichtbare Hülle oder Rüstung anziehen, damit die Kritik Sie nicht zu sehr ins Mark trifft. Das hilft, um die Kritik sachlicher und innerlich distanzierter annehmen zu können.
  • Machen Sie sich bewusst: es geht um Ihr Verhalten.
    Wenn Sie Ihrem Gegenüber zuhören, machen Sie sich bewusst, dass es nicht um Sie als Person geht, sondern um ein Verhalten von Ihnen.
  • Wenn es für Sie passt: Äußern Sie Verständnis.
    „Ich verstehe Ihren Ärger.“ Wenn Sie die Kritik nachvollziehen können, kann eine verständnisvolle Äußerung eine Brücke zum Kritiker bauen.
  • Erfragen Sie, was der andere von Ihnen erwartet.
    Wer kritisiert, erwartet meistens eine Veränderung. Sollten die Erwartungen vom Kritiker nicht klar kommuniziert werden, haken Sie nach: „Was genau erwartest du von mir? Was genau soll sich ändern?“ Was der andere sich wünscht, ist „seins“. Was Sie davon umsetzen, ist „Ihres“. Sie müssen nicht sofort zu allem Ja und Amen sagen.
  • Legen Sie Ihre Sicht der Dinge dar.
    Wenn Sie möchten, schildern Sie Ihre Sicht der Dinge. Es ist wichtig, dass Sie sich selbst darüber bewusst werden, weshalb Sie so gehandelt haben. Dadurch wächst Ihr Selbstbewusstsein. Achten Sie darauf, dass Ihre imaginäre Krone gerade sitzt…:-)
  • Nehmen Sie sich gegebenenfalls Bedenkzeit.
    „Ich lasse mir deine/Ihre Kritikpunkte durch den Kopf gehen …“ Vielleicht wollen Sie mit etwas Distanz Ihre Gedanken sortieren und sich dadurch Klarheit verschaffen. Dann können Sie zu einem späteren Zeitpunkt immer noch angemessen reagieren: „Ich habe nun über deine/Ihre Kritik nachgedacht …“
  • Wenn Sie Sich getroffen fühlen…
    Stellen Sie sich vor, dass ein innerer Anteil von Ihnen (ein inneres Kind) getroffen und traurig ist und nicht Sie als ganze Person. Den getroffenen Anteil können Sie in einer ruhigen Minute trösten. Das hilft, um aus dem Ohnmachtsgefühl herauszukommen.
  • Zu guter Letzt…
    „Tue, was sich in deinem Herzen richtig anfühlt. Kritisiert wirst du unter Umständen so oder so.“ (unbekannt)




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