„Freude und Leid können gleichzeitig und nebeneinander existieren.“ (unbekannt)
Im Radio hörte ich gestern den Moderator die Worten sprechen: „Und während die einen Karneval feiern, befindet sich Europa im Krieg.“ Diese Aussage machte mich nachdenklich. „Ist es pietätslos und egoistisch, wenn es mir gut geht, wenn ich mich freue und feiere, während andere leiden?“ Ein Teil in mir bejahte diese Frage und es meldeten sich alte Prägungen. Aber es meldete sich auch noch eine andere Stimme: „Jetzt liegen zwei Jahre Krise hinter uns. Nun kommen wir durch den Krieg in eine neue Phase von Ungewissheit und Leid. Was ist, wenn das so weitergeht? Schieben wir die Freude dann bis zum Sanktnimmerleinstag? Wem hilft das?“ Und dann fiel mir wieder diese alte Geschichte ein:
Das Ringen der beiden Wölfe spielt sich nicht nur in uns selbst ab. Man kann dieses Bild auch aufs Kollektiv übertragen: in Teams, in Familien, in Vereinen, in der Gesellschaft, in der Welt.
Es gibt Zeiten, in denen wir gemeinsam vermehrt den lichtvollen Wolf füttern – Zeiten der Freude, des Aufbruchs, der Verbundenheit…
In den vergangenen Monaten konnte man gesamtgesellschaftlich den Eindruck bekommen, dass der negative Wolf die Oberhand bekam. Dies zeigte sich in Form von Angst, Wut, Verunsicherung und Ohnmacht im Miteinander. Und nun besteht die realistische Gefahr, dass der negative Wolf durch die akutellen Kriegshandlungen noch mehr an Einfluss gewinnt.
Da stellt sich mir die Frage, wer füttert den lichtvollen Wolf? Wie gelingt es, die beiden in die Balance zu bringen?
Daran dürfen wir uns erinnern, dass jede Freude, jedes Licht, jeder Moment des Mitgefühls und der Liebe dem Ganzen dient und nicht nur mir. Je mehr wir uns erlauben, Freude zu leben, desto mehr füttern wir auch den lichtvollen Wolf des Miteinanders. Bildlich gesprochen ist es, als würden wir eine Lichtspur hinterlassen, wenn wir uns freuen und den Blick auf das Gute und Schöne richten.
Freude und Leid – beides darf nebeneinander und miteinander existieren.