„Erst wer Verantwortung für sich selbst übernimmt, macht sich auf den Weg zur persönlichen Freiheit.“ (Konrad Lorenz)
Verantwortung – ein zwiespältiges Thema
Verantwortung zu übernehmen ist wesentlich für unsere Resilienz. Zugleich ist es aber sehr zwiespältig:
Einerseits tut gut, wenn wir einbezogen werden und Entscheidungen treffen dürfen oder zumindest daran beteiligt werden. Dies ist eine zentrale Quelle von Selbstwert.
Auf der anderen Seite kann schon die Frage „Wer ist dafür verantwortlich?“ zu kalten Schweißausbrüchen führen. Dann wird Verantwortung zur Last. Hier passt der humorvolle Spruch: „Bei uns gibt es zwei neue Mitarbeiter. Jemand & Niemand. Jemand baut Mist und Niemand ist verantwortlich.“
Die (vielleicht) bittere Wahrheit: Wir sind selbst verantwortlich für unser Tun und Lassen. Selbstverantwortung lässt sich nicht delegieren! Erst wenn wir dies akzeptieren, können wir innerlich frei werden. Für die meisten Umstände im Leben sind wir nicht verantwortlich: z.B. für unsere persönlichen Prägungen, für die Teamkonstellation oder für die Coronakrise. Wir sind jedoch verantwortlich dafür, wie wir hier und heute mit diesen Umständen umgehen. Wenn wir dies leugnen, rutschen wir in die „Opferrolle“ und geben anderen die Schuld.
„Gemeinsam sind wir stark!“ Es ist toll und stärkt das Wir-Gefühl, wenn man gemeinsam Verantwortung für etwas übernimmt und an einem Strang zieht. Dies ist im Optimalfall eine Quelle der Zufriedenheit. Wenn dies allerding nicht der Fall ist. können wir Verantwortungsgefühl bei anderen nicht einfordern (Ausnahme: Sie sind vorgesetzt).
Wenn wir die Verantwortung für uns übernehmen, steigen wir einerseits aus der Opferrolle heraus und anerkennen andererseits die Grenzen unseres Einflusses. Wie kann dies gelingen? Einige Impulsgedanken hierzu:
1. Wenn Sie leiden, können Sie sich fragen: Woran liegt es?
Liegt es an den Umständen, die sich nicht ändern lassen? Dann geht es darum eine innere Haltung zu finden. Oder liegt es am Verhalten einer Person? Dann stehe ich in der Verantwortung, eine Klärung anzustreben. Oder hat es mit meiner Prägung zu tun? Dann geht es darum, mich meinen Gefühlen zu stellen.
2. Rechtfertigen Sie sich nicht! Rechtfertigung schwächt, Sie machen sich mit diesem Verhalten selbst klein. Besser: Schildern Sie, was Sie sich gedacht haben. Was war Ihre Motivation, so und nicht anders zu entscheiden?
3. Reden Sie miteinander. Denn für jedes Verhalten gibt es einen Grund. Suchen Sie gegenseitiges Verständnis.
4. Oft geht es nur gemeinsam: Bitten Sie um Unterstützung. Und bieten Sie Hilfe an. Vernetzen sie sich.
5. Niemand möchte gerne aufstehen und sagen: „Ja, das hab ich verbockt, tut mir leid.“ Doch wer Verantwortung übernimmt, baut Vertrauen auf. Wer sich hingegen nur aus der Affäre zieht, zeigt, dass er nicht zu sich steht.
6. Nutzen Sie die rechtlichen Möglichkeiten, die Sie haben, bspw. in Form einer Überlastungsanzeige im Beruf, um deutlich zu machen, wo Sie die Verantwortung nicht tragen können.
7. Wenn Sie in einer Situation stecken, die Ihnen gefühlt keine andere Wahl lässt, macht die Haltung den Unterschied. Vielleicht hilft die Frage: „Was fordert das Leben gerade von mir?“ Diese Frage bringt uns in Kontakt mit der Sinnfrage und kann dazu führen, bewusst die Verantwortung für diese Situation zu übernehmen.
8. Eigenverantwortung zu übernehmen, heißt auch für das eigene Wohlbefinden zu sorgen: Darauf zu achten, dass es mir gut geht. Zum Beispiel dadurch, dass Sie auf einen entspannenden Ausgleich zum Beruf achten. Und dafür sorgen, dass Ihr Leben trotz allem glücklich und erfüllt bleibt. So geschrieben klingt das natürlich leicht. Tatsächlich müssen viele mühsam lernen, angesichts der Belastungen auf sich selbst acht zu geben. Der Weg ist das Ziel!
9. In Zeiten von Corona: Verantwortlich handeln, das heißt zurzeit, sich und andere zu schützen – vor dem Virus, aber auch vor Negativität, Angst und Panik. Suchen sie das, was Sie (gemeinsam) aufbaut und bestärkt!