Montagsimpuls

07.04.2019

Was ist dein wahres Gesicht?




Wenn jemand etwas tut, was für uns gut ist, dann können wir das in einen Stein gravieren, damit kein Wind es jemals löschen kann.



„Neulich: Ich unterhalte mich mit einem Kollegen im Büro. Da reißt ein gemeinsamer Kollege die Türe auf, und als er sieht, wie wir miteinander sprechen, tickt er voll aus und brüllt uns an, wie es sein kann, dass wir hier Privatgespräche führen. Peng. Und schon ist die Türe wieder zu und wir beide fragen uns: „Was war das gerade?“ Einen Tag später kommt genau der Kollege, der gebrüllt hat, auf mich zu und lobt mich für meinen Einsatz, dass ich es heute ja echt super im Griff hätte.“ – „Was lösen die beiden Situationen bei dir aus?“ – „Ich kann das Lob gar nicht annehmen. Ich habe das Gefühl, dass er sich nur einschleimen will.“ – „In welcher dieser beiden Situationen zeigt er dir deiner Meinung nach sein „wahres Gesicht“?“ – „Ganz klar in der Situation, in der er mich kritisiert. Das Lob finde ich irgendwie falsch.“

 

Was dahinter steckt:
Es gibt Menschen in unserem Umfeld, bei denen wir das Gefühl haben, eigentlich ganz gut miteinander auszukommen. Bis wir eine Situation erleben, die uns verletzt – wie im Beispiel. Das kann dazu führen, dass wir die Beziehung komplett neu bewerten und alles Positive in Frage stellen. Natürlich gib es auch Menschen, die uns gewollt manipulieren und bei denen man gut beraten ist, vorsichtig zu sein. Oft jedoch führen Gefühle von Überforderung, Druck, Stress, Wut und Hilflosigkeit dazu, dass man sich gegenüber anderen im Ton vergreift, austickt oder brüllt, weil wir uns in einem Zustand befinden, den man den „psychologischen Nebel“ nennt: wir sind nicht mehr ganz „bei Sinnen“. Wie wir das Verhalten anderer bewerten, hat jedenfalls konkrete Auswirkungen – auf meine Gefühlslage und auf den Fortlauf unserer Beziehung.

 

Dazu eine Geschichte: Was soll Bestand haben?

Zwei Freunde wanderten durch die Wüste. Während der Wanderung kam es zu einem Streit und der eine schlug dem anderen im Affekt ins Gesicht.  Der Geschlagene war gekränkt. Ohne ein Wort zu sagen, kniete er nieder und schrieb folgende Worte in den Sand: „Heute hat mich mein bester Freund ins Gesicht geschlagen.“ Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen bald darauf zu einer Oase. Dort beschlossen sie beide, ein Bad zu nehmen. Der Freund, der geschlagen worden war, blieb auf einmal im Schlamm stecken und drohte zu ertrinken. Aber sein Freund rettete ihn buchstäblich in letzter Minute. Nachdem sich der Freund, der fast ertrunken war, wieder erholt hatte, nahm er einen Stein und ritzte folgende Worte hinein: „Heute hat mein bester Freund mir das Leben gerettet.“ Der Freund, der den anderen geschlagen und auch gerettet hatte, fragte erstaunt: „Als ich dich gekränkt hatte, hast du deinen Satz nur in den Sand geschrieben, aber nun ritzt du die Worte in einen Stein. Warum?“ Der andere Freund antwortete: „Wenn uns jemand gekränkt oder beleidigt hat, sollten wir es in den Sand Schreiben, damit der Wind des Verzeihens es wieder auslöschen kann. Aber wenn jemand etwas tut, was für uns gut ist, dann können wir das in einen Stein gravieren, damit kein Wind es jemals löschen kann.“

 

Es liegt in meiner Hand – Was möchte ich höher bewerten?           

  • Wenn jemand unangemessen mit Ihnen umgeht, ist es wichtig, dass Sie Ihre eigene Wut zulassen und für sich eintreten: „Das ging mir zu weit. Das hat mich verletzt.“. etc.
  • Und wenn das Wut-Gewitter die Luft gereinigt hat, dann prüfen Sie, welches die eigentliche Maske ist. Oft verstecken wir nämlich unsere Überforderung und den erlebten Druck hinter einem unangemessenen Verhalten („psychologischer Nebel“).
  • Sie können sich fragen: wohin führt es letztlich, wenn ich das Negative höher bewerte und in Stein ritze? Wie entwickelt sich unsere Beziehung auf Dauer? Und wohin führt das Ganze, wenn ich dem Positiven mehr Wert gebe?


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